Jedes Jahr kommen weniger ausländische Au-pairs nach Deutschland. Dieser Umstand ist deutschen Au-pair-Agenturen, Gastfamilien und den zuständigen Ministerien bekannt. Um den voranschreitenden Prozess sinkender Au-pair-Zahlen und die damit verbundenen Konsequenzen aufzuzeigen, führt die Dr. Walter GmbH in Zusammenarbeit mit uns jährlich eine Konjunkturumfrage zu Entwicklungen und Trends im deutschen Au-pair-Wesen durch.
Eine Maßnahme, der negativen Entwicklung entgegenzuwirken, wurde inzwischen ergriffen: Lesen Sie in dieser Studie über das Modellprojekt des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Attraktivität eines Au-pair-Aufenthaltes in Deutschland zu steigern.
Mehrere öffentliche Stellen sind in das Au-pair-Wesen involviert: das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das Bundesministerium des Innern, das Auswärtige Amt und das Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Da es keine klare Aufteilung der Zuständigkeiten gibt, lassen sich die Rahmenbedingungen für Au-pairs und Gastfamilien nur erschwert optimieren. So empfiehlt zum Beispiel die Bundesagentur für Arbeit, die Vermittlung von Au-pairs und auch Gastfamilien einer professionellen Agentur zu überlassen, doch finden Internet-Plattformen, die dieses auch anbieten, immer mehr Zuspruch. Die Folge dieser Verlagerung ins (anonyme) Netz ist, dass das Au-pair-Programm innerhalb der letzten Jahre hinsichtlich Transparenz zusehends an Qualität und Quantität eingebüßt hat.
Für die vorliegende Konjunkturumfrage wurden ausgewiesene Experten der Branche zu Rate gezogen. Hierbei handelt es sich um spezialisierte Organisationen, die täglich mit Vermittlung und Betreuung von Au-pairs und Gastfamilien zu tun haben und somit ideale Ansprechpartner sind. Daher gilt jenen Agenturen besonderer Dank, die an dieser Umfrage teilgenommen haben, und somit zur Optimierung des bewährten Austauschprogramms Au-pair beitragen. Nur mit ihrer Hilfe können wir die vorliegenden Ergebnisse präsentieren.
Darüber hinaus seien bedankt für ihre fachliche Unterstützung: Helga Riebe (Verein für Internationale Jugendarbeit), Patricia Brunner und Judith Liehr (Au-pair Society e. V.), Christoph Hambloch (Gütegemeinschaft Au pair e. V.), Christoph Bruners (IJAB - Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V.), Mona Krems (Auswärtiges Amt) sowie Dr. Rudolf Bünte (Bundesagentur für Arbeit).
Wünschenswerterweise erhalten Sie viele nützliche Hinweise und Erkenntnisse bei der Lektüre dieser Konjunkturumfrage.
Die Zahl ausländischer Au-pairs, die sich für einen Aufenthalt in Deutschland bewerben, ist weiterhin rückläufig. Das Auswärtige Amt hat 160 Au-pair-Visa aus Drittländern weniger ausgestellt als noch im Jahr 2010. Insgesamt wurden im Jahr 2011 5.080 Visa an Au-pairs vergeben, was einen Minusrekord darstellt. Außerdem kommen immer weniger Au-pairs aus EU-Ländern nach Deutschland. Während in den letzten Jahren noch ein Verhältnis von 20 zu 80 (EU/ Nicht-EU) zugrunde gelegt wurde, ist jetzt nur noch von einem Verhältnis von 16 zu 84 auszugehen. Die Zahl ausländischer Au-pair-Bewerber nimmt seit zehn Jahren kontinuierlich ab. Im Jahr 2011 waren nur noch 8.048 junge Menschen als Au-pair in Deutschland tätig.
Der in den Medien und in der Konjunkturumfrage 2011 vermutete Trend, dass die Finanzkrise in anderen EU-Ländern massenweise junge Menschen nach Deutschland bringt, die „Au-pair als Sprungbrett (nutzen), um hier die Sprache zu lernen und Arbeit zu finden, lässt sich für das Jahr 2011 nicht bestätigen. Die an der Umfrage beteiligten Agenturen beobachten nicht, dass Spanien ein wichtiges Herkunftsland von ausländischen Au-pairs in Deutschland geworden ist.
Im Rahmen der letztjährigen Konjunkturumfrage schien die Entwicklung sinkender Teilnehmerzahlen auch deshalb nicht so drastisch, weil ein Großteil der an der Umfrage beteiligten Agenturen für das Jahr 2010 mehr Anfragen von Au-pairs als von Gastfamilien beobachtet hatte.
Im Jahr 2011 hingegen verfügten die meisten Agenturen entweder über ein ausgeglichenes Verhältnis von Au-pairs und Gastfamilien oder aber über mehr Stellen als Bewerber/-innen.
Nach erfolgten Vermittlungen gefragt, melden die meisten Agenturen trotz weniger Interessenten/-innen am Au-pair-Programm für das Jahr 2011 gestiegene Teilnehmerzahlen. Diese dürften allerdings von der Tatsache herrühren, dass in Deutschland mittlerweile von einem regelrechten „Agentur-Sterben“ gesprochen werden kann: Die Anzahl derjenigen Vermittlungsstellen, deren Hauptgeschäft die persönliche Beratung und Betreuung von Au-pairs und Gasteltern darstellt, nimmt nach wie vor rapide ab. Während beispielsweise im Juli 2011 noch 256 Au-pair-Agenturen in der Datenbank www.au-pair-agenturen.de gelistet waren, sind es im April 2012 nur noch 216 – dies entspricht einem Rückgang von mehr als 15 Prozent.
Im Bereich Outgoing konstatiert die Mehrheit der Umfrageteilnehmer eine gleich bleibende oder gesunkene Menge von Vermittlungen.
Verglichen mit den Vorjahreszahlen zeigt sich eine tendenziell negative Entwicklung: In 2010 führte noch mehr als jede dritte Agentur mehr Vermittlungen deutscher Au-pairs ins Ausland durch als im Vorjahr.
Ob 2011 tatsächlich weniger junge Deutsche am Au-pair-Programm teilnahmen, lässt sich schwer beurteilen, da es zu deutschen Au-pairs im Ausland keine verlässlichen Zahlen gibt. Wir gingen von über 21.000 Deutschen aus, die 2010 einen Au-pair-Aufenthalt im Ausland absolviert haben, und können nicht sagen, ob sich diese Zahl 2011 verringert hat. Es besteht die Möglichkeit, dass mehr und mehr junge Menschen den Au-pair-Aufenthalt selbst organisieren und auf die Hilfe von professionellen Au-pair-Agenturen verzichten.
An fehlenden Möglichkeiten, eine Gastfamilie im Ausland zu finden, liegen die gesunkenen Vermittlungszahlen nicht. Die meisten der befragten Agenturen bekunden ein ausgeglichenes Verhältnis der Anfragen deutscher Au-pair-Bewerber zu Stellenangeboten im Ausland, und jede dritte Outgoing-Agentur gibt mehr interessierte Gastfamilien als deutsche Au-pairs an.
Wie weiter oben erwähnt, musste innerhalb eines Jahres jede achte Agentur schließen. Die verbleibenden Agenturen führten aus diesem Grund mehr Vermittlungen durch als 2010. Fast die Hälfte der befragten Incoming-Agenturen beurteilt die wirtschaftliche Lage ihrer Agentur 2011 besser als 2010.
Die meisten Incoming-Agenturen haben ihre Vermittlungsgebühr im Jahr 2011 nicht angehoben. Nur jede zehnte Agentur erachtete diesen Schritt als sinnvoll und/oder nötig. Bei einem Großteil der Agenturen betrug der Werbeetat an ihrem Umsatz kaum fünf Prozent. Vor dem Hintergrund der Agenturschließungen und stetig sinkender Au-pair-Bewerbungen steht die Frage im Raum, ob die Agenturen einen weiteren Strukturwandel in der Branche und weitere Schließungen fürchten.
Was die Erwartungen für 2012 angeht, geht die Hälfte der Agenturen von einer unveränderten wirtschaftlichen Situation aus, während jeder dritte Vermittler sogar ein Umsatzplus in Aussicht stellt.
Im Bereich Outgoing ist der Rückgang an Au-pair-Bewerbungen zwar nicht manifest, aber die Tatsache, dass die Bundesagentur für Arbeit seit Jahren die Vermittlungsgebühr deckelt und vorschreibt, dass von einem Au-pair eine Gebühr von höchstens 150 Euro verlangt werden darf, lässt wenig Handlungsspielraum. Kein Wunder, dass nur jede fünfte Agentur, die deutsche Au-pairs ins Ausland vermittelt, eine bessere wirtschaftliche Situation verkündet.
Wenn man bedenkt, dass 15 Prozent der Agenturen innerhalb eines Jahres geschlossen haben, wird deutlich, dass sich viele Kollegen auf dünnem Eis bewegen. Wenn davon unabhängig mehr als 40 Prozent der Incoming-Agenturen eine bessere Bilanz als 2010 vorweisen, ist davon auszugehen, dass sich Qualität in der Au-pair-Vermittlung am Ende durchsetzt. Professionell agierende Vermittler haben eine Stammkundschaft unter den Gastfamilien und können die Höhe ihrer Vermittlungsgebühren angemessen berechnen.
Wichtige Ergebnisse im Überblick:
Auch in diesem Jahr konnten die Agenturen drei Hauptherkunftsländer von Au-pair-Bewerbern ermitteln. Es ergibt sich folgendes Bild:
Ausgewertet wurde die Anzahl aller Ländernennungen, wobei jede Agentur drei Stimmen abzugeben hatte. Es handelt sich bei diesen Angaben nicht um Vermittlungszahlen. Da unterschiedlich große Agenturen an der Umfrage teilnahmen, lässt sich von der Zahl der Nennungen nicht auf die Zahl der Vermittlungen schließen, und eine Darstellung der Vermittlungszahlen würde wohl anders aussehen.
Wie schon 2010 werden Russland, die Ukraine und Georgien am häufigsten als Herkunftsländer genannt. Stetig wachsend ist der Anteil chinesisch-stämmiger Au-pairs: Für mehr als sieben Prozent der befragten Agenturen gehörte China 2011 zu den Hauptherkunftsländern.
Weiterhin rückläufig ist die Zahl kenianischer Au-pairs, was wohl an der restriktiven Visumsvergabe der Deutschen Botschaft in Nairobi liegt. Auch Kirgisistan, Mongolei, Armenien, Usbekistan und Nepal wurden häufig als Entsendestaaten genannt. Dass sich die Zahl der Au-pairs aus Spanien im Vergleich zu 2010 verringert hat, verwundert angesichts der hohen Arbeitslosenquote unter den spanischen Jugendlichen.
Erstmalig liegt uns in diesem Jahr auch eine genaue Visumsstatistik des Auswärtigen Amtes vor. Die Zahl der erteilten Visa deckt sich weitgehend mit den Erfahrungen der Agenturen. An südamerikanischen Ländern haben Kolumbien, Brasilien, Peru und Mexiko einen nennenswerten Anteil in der Statistik der Herkunftsländer von Au-pairs. Den afrikanischen Kontinent betreffend, entstammten Au-pairs von dort hauptsächlich aus Kenia, Madagaskar und Simbabwe.
Die meisten der befragten Agenturen waren im Jahr 2011 auch damit beschäftigt, Au-pairs umzuvermitteln, die ohne Agentur nach Deutschland gekommen waren, und Probleme mit dem selbst arrangierten Aufenthalt bekommen hatten. Jede vierte Agentur führte sechs bis zehn Umvermittlungen für „gestrandete“ Au-pairs durch. Mit den wachsenden Möglichkeiten, den Au-pair-Aufenthalt durch Internet-Inserate selbst zu organisieren, scheinen auch die Komplikationen zuzunehmen: Wenn die jungen Menschen aus dem Ausland nur ungenügend auf das Leben in Deutschland vorbereitet sind, können falsche Erwartungen und Missverständnisse Konflikte zwischen Familie und Gast verursachen. Die meisten der befragten Au-pair-Agenturen arbeiten mit bis zu zehn ausländischen Partneragenturen zusammen, die sich um die Vorbereitung der Aspiranten kümmern und ihre Eignung überprüfen.
Wenn bei Problemen zwischen Au-pair und Gasteltern keine betreuende Agentur vermittelt und hilft, kulturelle Unterschiede und ungewohnte Verhaltensweisen zu erklären, kommt es oft zur Trennung von Au-pair und Familie. Leidtragende sind dann vor allem die Au-pairs, die oft mittellos sind und kurzfristig nach einer neuen Unterkunft suchen müssen. Umvermittlungen sind zum Beispiel auch dann nötig, wenn Gastfamilien in den Internet-Plattformen falsche Angaben gemacht und Au-pairs böse Überraschungen erlebt haben.
Professionelle Au-pair-Agenturen helfen nicht nur im Ernstfall, sie organisieren auch Veranstaltungen, die den Au-pair-Aufenthalt in Deutschland erleichtern und bereichern. Viele von ihnen organisieren Au-pair-Treffen und Au-pair-Reisen. Damit die Jugendlichen aus dem Ausland neben ihrem Gastfamilienwohnort andere europäische Metropolen in Gemeinschaft und auf preiswerte Art kennen lernen können, arrangieren Au-pair-Vermittler solche Fahrten entweder selbst oder bieten sie über Reiseanbieter an.
Auch in diesem Jahr wurde wieder nach dem Anteil junger Männer in dem traditionell weiblich geprägten Au-pair-Programm gefragt. Tatsächlich scheint sich die alte Festschreibung hinsichtlich der Interessenten aus dem Ausland langsam aufzuweichen: Zwar betrug bei den meisten Agenturen der Anteil männlicher Bewerber null bis fünf Prozent, doch bei einem Fünftel der Umfrageteilnehmer gab es schon sechs bis zehn Prozent männliche Au-pairs. Wie bereits im Jahr 2010 konnte jedoch nur für knapp jeden zweiten jungen Mann eine deutsche Gastfamilie gefunden werden.
Wichtige Ergebnisse im Überblick:
Die Nennung der Top-3-Länder im Bereich Outgoing brachte folgendes Ergebnis:
Auch im Jahre 2011 entschieden sich die meisten jungen Deutschen für einen Aufenthalt in Europa. Fast jede/r dritte Au-pair-Bewerber/-in wählte Großbritannien. Aber auch Frankreich, Spanien und Irland haben gegenüber 2010 trotz schwieriger Wirtschaftslage auf der Beliebtheitsskala gewonnen.
Die Vereinigten Staaten, Australien und Neuseeland zählten zu den außereuropäischen Favoriten deutscher Au-pairs. Auch wenn es sich in der Konjunkturumfrage nicht so darstellt, dürften die USA weiterhin zu den Top-Ländern im Bereich Outgoing gehören. Da die Au-pair-Vermittlung dorthin stark reglementiert ist, teilen sich wenige Agenturen das „USA-Geschäft“. Wenn nur einige dieser Austauschorganisationen nicht an der Umfrage teilgenommen haben, beziehungsweise einige wenige vielen hundert Au-pairs eine Beschäftigung in den Vereinigten Staaten verschaffen, ergibt sich ein verzerrtes Bild.
Die meisten der befragten Agenturen konzentrieren sich in ihrem Geschäft auf die Au-pair-Vermittlung. Work-and-Travel ist die häufigste Alternative zum Au-pair-Programm, mit der einige Vermittler ihr Angebot ergänzen.
Alle Umfrageteilnehmer kooperieren mit Partneragenturen im Ausland. Um die jungen Menschen gut für ihren Einsatz im Gastland zu rüsten, werden häufig Vorbereitungstreffen von den Partneragenturen im jeweiligen Gastland durchgeführt. Diese Kollegen im Ausland übernehmen auch die Betreuung der Au-pairs, wenn Probleme mit der jeweiligen Gastfamilie auftreten. Bei drei Viertel der Umfrageteilnehmer beträgt der Anteil von den vermittelten Au-pairs, die ihren Aufenthalt vorzeitig abgebrochen haben, null bis fünf Prozent – insgesamt ein Ausdruck gelungener Vermittlungsarbeit der Outgoing-Agenturen.
Auch im Jahr 2011 interessierten sich kaum deutsche junge Männer für eine Au-pair-Tätigkeit: Nahezu alle Agenturen verzeichnen höchstens ein Zehntel männlicher Au-pair-Bewerber.
Wichtige Ergebnisse im Überblick:
Immer mehr Agenturen schlossen sich Au-pair-Verbänden an. Jeder zweite Vermittler war Mitglied in einem nationalen Au-pair-Verband, in der Au-pair Society e. V. und/oder in der Gütegemeinschaft Au-pair e. V. Auch die Mitgliedschaft in einem Verband auf internationaler Ebene schien im Jahr 2011 wichtiger als im Vorjahr: Fast jeder fünfte Umfrageteilnehmer gehörte der International Au Pair Association (IAPA) an.
Welche Erwartungen knüpfen die Agenturen an die Mitgliedschaft in einem Verband? Für etwa ein Viertel der Umfrageteilnehmer gehört die Lobbyarbeit zu den wichtigsten Aufgaben von Au-pair-Verbänden. Etwa ebenso viele Umfrageteilnehmer erwarten sich von ihrer Mitgliedschaft Unterstützung bei Problemfällen. Aber auch das Kriterium der Verbesserung der Außenwirkung der eigenen Agentur, der Austausch mit Kollegen und internationale Vernetzung sind bei vielen Vermittlern Beweggründe, sich einem Au-pair-Verband anzuschließen. Verbandseigene Erzeugnisse, die den Au-pairs als sinnvolles Extra mitgegeben werden beispielsweise Broschüren oder Studentenausweise gelten offenbar nur als Nice-to-Have und nicht als Motiv für die Mitgliedschaft in einem Verband.
Nach der Zufriedenheit mit der Arbeit der Verbände gefragt, fielen die Ergebnisse für die beiden wichtigsten nationalen Au-pair-Verbände weniger positiv aus als noch 2010:
Nur knapp 40 Prozent der Umfrageteilnehmer waren mit der Arbeit der Au-pair Society e. V. zufrieden bis sehr zufrieden. Mit der Arbeit der Gütegemeinschaft Au-pair e. V. war nicht einmal mehr jede dritte befragte Agentur zufrieden oder sehr zufrieden.
Wichtige Ergebnisse im Überblick:
Die meisten Au-pairs sind über spezielle Au-pair-Tarife versichert. Diese Versicherungen beinhalten mehr als einfache Reisekrankenversicherungen: Sie leisten beispielsweise auch bei Schwangerschaft und Geburt. Die meisten Tarife bieten einen zuverlässigen Kranken-, Unfall- und Haftpflichtversicherungsschutz, mit dem das Au-pair im Ausland sowie bei seiner Hin- und Rückreise gut abgesichert ist.
Die Aufgabe von Au-pair-Agenturen besteht u. a. darin, auf die Notwendigkeit des Versicherungsschutzes hinzuweisen. In Deutschland sind die Gastfamilien verpflichtet, eine Au-pair-Versicherung für ihren Gast abzuschließen.
Fast alle Agenturen arbeiten mit einem Anbieter von Au-pair-Versicherungen zusammen beziehungsweise empfehlen ein bestimmtes Produkt. Nahezu sämtliche Umfrageteilnehmer kooperierten auch 2011 mit der Dr. Walter GmbH.
Die befragten Agenturen bezeichnen die Zusammenarbeit mit ihrem Au-pair-Versicherer als „gut“. Im Incoming-Bereich liegt die Zufriedenheitsquote (Note eins oder zwei) bei 95 Prozent. Im Outgoing-Bereich bewerten rund 94 Prozent der Agenturen die Versicherungslösungen für deutsche Au-pairs als „gut“ bis „sehr gut“.
Leistungsumfang und Qualität der Versicherungsprodukte haben für die Vermittler eine hohe Bedeutung. Am meisten schätzen sie, dass Au-pairs keinen Selbstbehalt in der Krankenversicherung zu tragen haben.
Weiterhin halten es die Vermittler für wichtig, dass der Versicherungsschutz unabhängig vom Au-pair-Status besteht und dass eine Berufshaftpflichtversicherung für die Au-pair-Tätigkeit eingeschlossen ist.
Neben guten Versicherungsleistungen legen die Agenturen Wert auf die Unterstützung durch den Versicherer. Hier werden kulantes Verhalten in Grenzfällen, schnelle und unkomplizierte Bearbeitung und ein einfacher Online-Abschluss als besonders bedeutend angesehen.
Wichtige Ergebnisse im Überblick:
Es gibt eine Reihe von Online-Plattformen für Gasteltern und Au-pairs. Einige Serviceseiten sind Agenturverzeichnisse und Informationsseiten, die über das Au-pair-Programm und Au-pair-Vermittlung informieren. Wachsend ist die Zahl von Webseiten, die wie Partnervermittlungen die Möglichkeit des gegenseitigen Findens bieten. Die Seitenbetreiber dieser virtuellen Au-pair-Netzwerke verzichten auf die Einschaltung professioneller Au-pair-Agenturen.
Die bekannteste Online-Plattform für Au-pairs, Gasteltern und Agenturen ist www.au-pair-agenturen.de. Sie unterstützt Gastfamilien und Au-pairs, indem sie bei der Suche nach seriösen Agenturen hilft. Die meisten Umfrageteilnehmer stufen die Bedeutung ihres Eintrages auf dieser Plattform als sehr wichtig ein. Wichtig ist ihnen auch der Newsletter des Portals.
Die Serviceseite www.au-pair-agenturen.de bietet auch Bewerbungsformulare für Gasteltern und Au-pairs, die an ausgewählte Agenturen verschickt werden.
Sämtliche befragte Agenturen bewerten den Service der Zusendung von Bewerbungsbögen als „gut“ bis „sehr gut“.
Wichtige Ergebnisse im Überblick:
Umfang und Inhalt der Umfrage
Alle deutschen Au-pair-Agenturen wurden per E-Mail gebeten, 58 Fragen zur wirtschaftlichen Situation ihrer Agentur und zur Entwicklung der Au-pair-Aufenthalte allgemein zu beantworten. Die Teilnehmenden wurden aufgefordert, ihre Erfahrungen aus dem Jahr 2011 mitzuteilen und ihre Einschätzungen für 2012 zu äußern.
Auswahl der befragten Agenturen
Zum Umfragezeitpunkt (März/April 2012) gab es etwa 220 aktive Agenturen mit Sitz in Deutschland. Die Auskunft beruht auf einer internen Zählung der Dr. Walter GmbH unter Berücksichtigung der Angaben der Gütegemeinschaft Au-pair e. V., der Au-pair Society e. V., des vij und der IN VIA.
Die Auswahl der teilnehmenden Au-pair-Agenturen erfolgte über die Online-Datenbank www.au-pair-agenturen.de, in der zum Zeitpunkt der Umfrage 216 Agenturen gelistet waren. Knapp 10 aktive Agenturen wollten oder konnten sich (noch) nicht in die Datenbank eintragen. Von 216 eingetragenen Agenturen sind 199 per E-Mail zur Konjunkturumfrage eingeladen worden.
Zusammensetzung der Teilnehmergruppe
Die Gruppe der Umfrageteilnehmer besteht zu 82,5 Prozent aus selbstständigen privaten Vermittlern. 17,5 Prozent der Teilnehmer sind Vertreter kirchlicher bzw. gemeinnütziger Vermittlungsstellen.
42 Prozent der Umfrageteilnehmer betreiben ihre Agentur in Vollzeit, 58 Prozent in Teilzeit. 42 Prozent beschäftigen bis zu drei Mitarbeiter, einige haben sogar vier bis sechs Mitarbeiter. Die Hälfte der Agenturinhaber führt die Au-pair-Vermittlung allein durch. Im Vorjahr gab es weniger Vollzeit-Agenturen, und die Zahl derer, die keine weiteren Mitarbeiter beschäftigen, lag höher. Beides ist als Indiz dafür zu werten, dass die nebenberufliche Au-pair-Vermittlung schwieriger geworden ist und sich der Erfolg einer Au-pair-Agentur auch mit zunehmender Professionalisierung einstellt.
Die Agenturen bestehen unterschiedlich lang. Für ihr Gründungsjahr ergibt sich folgendes Bild:
Die meisten der befragten Agenturen wurden zwischen 2002 und 2006 gegründet.
Das Interesse junger Menschen aus Osteuropa an einem Au-pair-Aufenthalt in Deutschland war in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends besonders groß. 2002 kam es zu einer nachhaltigen Entwicklung, als der Deutsche Bundestag entschieden hat, die bis dahin notwenige Lizenz für Au-pair-Agenturen abzuschaffen, was die Gründung vieler neuer Vermittlungsstellen nach sich zog.
In der zuletzt erstellten Konjunkturumfrage lag der Anteil der zwischen 2007 und 2011 gegründeten Agenturen wesentlich höher. Heute sind nur noch wenige Umfrageteilnehmer Inhaber einer neu gegründeten Agentur, was darauf hinweist, dass der 15-prozentige Rückgang von Agenturen innerhalb eines Jahres besonders diese Gruppe getroffen hat.
Befragungszeitraum und Rücklaufquote
Die Befragung begann am 22. März 2012 und endete am 30. April 2012. Von den 199 zur Teilnahme eingeladenen Au-pair-Agenturen beteiligten sich 63 an der Umfrage – das entspricht einer Rücklaufquote von rund 32 Prozent. Bezogen auf die geschätzte Gesamtzahl von 220 Agenturen am deutschen Markt liegt die Teilnehmer-Quote insgesamt bei 29 Prozent. Damit ist die Umfrage nach den Grundlagen der Statistik für den gesamten deutschen Markt repräsentativ.
Art der Datenerfassung und Auswertung
Die Rückläufer der Umfrage wurden mit Hilfe eines speziellen Computerprogramms (au-pair pollTicketing 1.0) elektronisch und automatisch statistisch geordnet. Die Ergebnisse dieser Statistik bilden die Grundlage der Studie, wobei die Einzelergebnisse der quantitativen Erhebung aufeinander bezogen und anschließend ausgewertet wurden.