Deutschland ist wieder attraktiv für ausländische Au-pairs. Das war vor einigen Jahren noch anders, deshalb legte die Bundesregierung 2009 ein Modellprojekt zur „Attraktivitätssteigerung im Au-pair-Programm“ auf. Ziel war es, wieder mehr junge Menschen aus dem Ausland für Deutschland zu begeistern. Nun scheint der Anreiz zu wirken – das zeigt die Konjunkturumfrage 2015.
Um das Geschehen auf dem Markt für Au-pair-Vermittlungen transparent abzubilden, erscheint die Konjunkturumfrage „Au-pair in Deutschland und weltweit“ bereits zum neunten Mal. Sie liefert aktuelle Zahlen und Fakten, berichtet über Entwicklungen und Trends und stellt seit Jahren eine der wenigen Quellen für die Beurteilung der Au-pair- Landschaft in Deutschland dar.
Die Statistiken zum deutschen Au-pair-Wesen sind lückenhaft. Zwar erhebt das Auswärtige Amt Zahlen, allerdings nur zur Einreise von Au-pairs aus visumspflichtigen Ländern. EU-Angehörige benötigen kein Visum und werden daher nicht erfasst. Wie viele junge Deutsche einen Au-pair-Aufenthalt im Ausland absolvieren, ist sogar völlig unbekannt. Mehrere öffentliche Stellen sind in das Au-pair-Programm involviert, aber keine davon zeigt sich offiziell verantwortlich. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, das Bundesministerium für Familie, Frauen und Jugend, das Bundesministerium des Innern und das Auswärtige Amt – sie alle haben mit dem bewährten Kulturaustauschprogramm zu tun, ohne sich dafür ausdrücklich einzusetzen.
So liegt es bei den Au-pair-Vermittlern und -Verbänden, das Au-pair-Programm am Leben zu halten und vorwärtszubringen. Unser besonderer Dank gilt deshalb den 64 Au-pair-Agenturen, die in diesem Jahr an der Umfrage teilgenommen haben. Wir freuen uns, dass sie sich die Zeit genommen haben, den Katalog von insgesamt 59 Fragen zu beantworten.
Neben der Auswertung der Umfrageergebnisse bietet die vollständige Version der Konjunkturumfrage 2015 als Druckausgabe oder PDF eine Vorstellung des Europäischen Komitees für Au-pair Standards (Ecaps) sowie eine Einschätzung zum Thema Au-pair und Nebenjob. Zudem gibt es die Prognose einer Matching-Agentur, wie sich unterschiedliche Arten der Au-pair-Vermittlung in Zukunft ergänzen könnten.
Wir hoffen, wir haben nicht nur interessante Informationen für Agenturen und Verbände, Politik und Öffentlichkeit zusammengestellt, sondern können auch dazu beitragen, dass noch mehr Gastfamilien ein Au-pair aufnehmen und junge Deutsche öfter als Au-pair ins Ausland gehen.
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre und sind gespannt auf Ihr Feedback an info@au-pair-agenturen.de bzw. www.facebook.com/aupairagenturen.de.
Ihr Team von www.au-pair-agenturen.de
Au-pair
Der Begriff „Au-pair“ entstammt dem Französischen und bedeutet „auf Gegenseitigkeit“. Das heißt, dass bei einem Au-pair-Aufenthalt sowohl Au-pair als auch Gastfamilie im gegenseitigen Geben und Nehmen voneinander profitieren.
Ein Au-pair hilft bei der Kinderbetreuung und bei der Hausarbeit, lernt im Gegenzug Land und Leute kennen und vertieft seine Sprachkenntnisse. Die Gastfamilie erhält Einblick in eine andere Kultur sowie Unterstützung in täglichen Haushaltsdingen. Welche Rechte und Pflichten Au-pairs haben, hängt vom jeweiligen Land ab. Die verschiedenen Länder bieten unterschiedliche Au-pair-Programme.
EU-Au-pairs und Nicht-EU-Au-pairs
Innerhalb der Europäischen Union wird häufig zwischen EU- und Nicht-EU-Au-pairs unterschieden. Während Nicht-EU-Au-pairs aus einem Land außerhalb der EU kommen und ein Visum sowie eine Arbeitsgenehmigung für die Einreise beantragen müssen, genießen Au-pairs aus der EU (EU-Au-pairs) volle Freizügigkeit innerhalb der Europäischen Union.
Incoming-Au-pairs
Incoming-Au-pairs sind Au-pairs, die aus dem Ausland kommen, um ihre Au-pair-Zeit in Deutschland zu verbringen.
Outgoing-Au-pairs
Outgoing-Au-pairs sind Au-pairs aus Deutschland, die ihre Au-pair-Zeit außerhalb von Deutschland verbringen.
Echtes Au-pair-Verhältnis
Bei einem echten Au-pair-Verhältnis sind alle rechtlichen Voraussetzungen erfüllt, d. h., es gibt einen Vertrag, in dem das Au-pair-Verhältnis geregelt ist – z. B. Arbeits- und Freizeit, Dauer der Beschäftigung, Bezahlung etc. Diese Bestimmungen unterscheiden sich in einzelnen Ländern. Für Deutschland finden sich die Bestimmungen im Merkblatt „Au-pair bei deutschen Familien“ der Bundesagentur für Arbeit.
Unechtes Au-pair-Verhältnis
Bei einem unechten Au-pair-Verhältnis sind nicht alle rechtlichen Voraussetzungen erfüllt. Es liegt vor, wenn beispielsweise ein ausländischer Gast oder Sprachschüler im Haushalt lebt, der gelegentlich auf die Kinder der Familie aufpasst.
Freie Vermittlung
Bei der freien Vermittlung finden sich Gasteltern und Au-pair über Beziehungen, Bekannte oder andere Wege. Alles wird ohne die Einschaltung einer Au-pair-Agentur eigenständig geregelt.
Full-Service-Agentur
Full-Service-Agenturen unterstützen und betreuen Au-pair und Gastfamilie rundum während der gesamten Au-pair-Zeit. Von der Vorbereitung des Au-pair-Aufenthaltes bis zu dessen Ende können Au-pair und Gastfamilie auf den Service der Agentur zählen.
Matching-Agentur
Matching-Agenturen sind hauptsächlich im Internet aktiv. Auf ihren Portalen können sowohl Au-pairs als auch Gastfamilien ihre Profile einstellen, um eine Gastfamilie respektive ein Au-pair zu finden. Im Vergleich zu Full-Service-Agenturen bieten Matching-Agenturen nur einen eingeschränkten Service: Er endet in der Regel mit der erfolgreichen Zusammenführung von Au-pair und Gastfamilie und damit noch vor Beginn des Au-pair-Aufenthaltes.
Die Konjunkturumfrage beruht auf Umfrageergebnissen und Interviews, die sich auf das Jahr 2014 beziehen und im Zeitraum von Januar bis April 2015 erhoben bzw. durchgeführt wurden. Im Folgenden die wichtigsten Ergebnisse:
Mehr Au-pair-Visa vergeben
2014 wurden erstmals wieder mehr Au-pair-Visa für Deutschland vergeben als im Jahr davor. So erhielten 4.881 Au-pair-Bewerber aus dem nichteuropäischen Ausland ein Visum, 393 mehr als 2013. Damit endet der seit 2005 anhaltende Abwärtstrend bei der Vergabe der Aufenthaltstitel.
Anzahl der Au-pairs in Deutschland nimmt weiter zu
Seit 2012 steigt die Anzahl der Au-pairs, die jedes Jahr nach Deutschland kommen: 2014 waren es annähernd 11.000 gegenüber 10.000 im Jahr 2013 und 8.400 im Jahr 2012.
Interesse an Au-pair-Programm im Ausland bei jungen Deutschen rückläufig
Während das Interesse von Jugendlichen an Freiwilligenprogrammen und Work and Travel weiter zunimmt, sinkt die Begeisterung für das Au-pair-Programm. Dafür gibt es verschiedene Gründe.
Wenige Au-pair-Agenturen wachsen – viele melden rückläufige Zahlen
Die zunehmende Professionalisierung macht auch vor dem Au-pair-Markt nicht halt. Ein Großteil der Au-pairs wird über wenige Agenturen vermittelt.
Der positive Trend bei den Vermittlungen setzt sich auch 2014 fort: Die Zahl ausländischer Au-pairs in Deutschland ist im vergangenen Jahr erneut angestiegen. Dass Deutschland für Jugendliche aus der Europäischen Union attraktiv ist, hat schon die Konjunkturumfrage 2013 ans Licht gebracht. Darüber hinaus kamen erstmals seit 2005 auch wieder mehr Au-pairs aus Ländern, die nicht der EU angehören: Im vergangenen Jahr erhielten 4.881 und damit 391 mehr Au-pair-Bewerber ein Visum für Deutschland als noch 2013.
Aufgrund unserer Zahlen und Recherchen gehen wir für das Jahr 2014 von etwa 11.000 Au-pairs in Deutschland aus. Seit 2012 ist diese Zahl kontinuierlich gestiegen: 2013 gab es 10.000, 2012 gab es 8.400 Au-pairs in Deutschland.
Au-pair-Agenturen arbeiten in der Regel mit ausländischen Partneragenturen zusammen. Diese Partner bereiten Au-pair-Interessenten in den Herkunftsländern auf ihre Au-pair-Zeit und die kulturellen Unterschiede in Deutschland vor. Sie klären die jungen Menschen über ihre Rechte und Pflichten auf und weisen sie auf Problemfelder sowie mögliche Lösungsansätze hin.
Die wichtigsten Herkunftsländer agenturvermittelter Au-pairs waren 2014 Georgien, die Ukraine, Nepal, Russland und China. Erstmals ist Nepal unter den Top-3-Ländern.
Die meisten Au-pair-Agenturen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, arbeiten mit Agenturen aus mehreren Partnerländern zusammen. Einige beschränken sich auf bestimmte Länder und wenige Partner. Matching-Agenturen und wenige Full-Service- Agenturen verzichten ganz auf Partner im Ausland.
Woher kommen die Au-pairs? Au-pairs aus dem EU-Raum benötigen kein Visum, daher fehlen zuverlässige Zahlen über die Reiseströme von EU-Au-pairs. Sie verzichten häufig auf eine klassische Au-pair-Agentur. Sie organisieren ihren Aufenthalt meist selbst und nutzen dafür Matching-Agenturen, soziale Netzwerke oder persönliche Kontakte. Deshalb tauchen unter den Top 10 der Au-pair-Herkunftsländer keine EU-Länder in unseren Ergebnissen auf. Einen Anhaltspunkt zu den häufigsten Herkunftsländern von EU-Au-pairs liefern jedoch die Angaben der beiden Matching-Agenturen AuPairWorld und AuPair.Com: Deren meistgenannte Herkunftsländer waren 2014 Spanien und Italien.
Bewerber aus Nicht-EU-Ländern benötigen für ihren Aufenthalt in Deutschland ein Visum. Die Visa-Statistik wird jedes Jahr vom Auswärtigen Amt nach Ländern veröffentlicht und gibt einen guten Überblick über die Herkunft von Nicht-EU-Au-pairs.
2014 wurden die meisten Aufenthaltsgenehmigungen für Au-pairs aus der Ukraine vergeben (923). Auf Platz zwei liegt Georgien (626) und auf Platz drei Nepal (389).
Jedes fünfte Nicht-EU-Au-pair kommt mittlerweile aus der Ukraine. Aufgrund der Konflikte im Land wollten offensichtlich mehr junge Leute ausreisen als im Jahr zuvor. Auch aus Nepal kommen viele Au-pairs. Nepalesische Vermittler suchten den Kontakt zu deutschen Agenturen, um Au-pairs aus Nepal unterzubringen. Ob die Kooperationen mit diesen Vermittlern langfristig erfolgreich sind, wird sich zeigen. Weitere Au-pair-Herkunftsländer, die seit mehreren Jahren steigende Zahlen verzeichnen, sind Kolumbien, Tansania und Indonesien: 2014 wurden 296 Visa für Au-pairs aus Kolumbien ausgestellt, aus Tansania kamen 201 Au-pairs und aus Indonesien 189.
Weniger Au-pairs kommen dagegen seit zwei Jahren aus Russland. Das liegt möglicherweise an den abgekühlten politischen Beziehungen mit Deutschland. Auch für Au-pairs aus Kirgisistan hat sich die Zahl der Aufenthaltsgenehmigungen seit 2012 verringert.
Hin und wieder kommt es zwischen Au-pair und Gastfamilie zu Problemen. Unterschiedliche Erwartungen oder Missverständnisse können Konflikte zwischen der Familie und dem Au-pair verursachen. Anstatt den Aufenthalt abzubrechen, ist der Wechsel in eine andere Familie oft die bessere Alternative.
Au-pairs sollten sich im Konfliktfall zunächst an ihre Vermittlungsagentur wenden. Sie wird über kulturelle Unterschiede und ungewohnte Verhaltensweisen informieren und versuchen zu vermitteln. So lassen sich Probleme lösen und die Trennung von Gastfamilie und Au-pair kann verhindert werden.
Gibt es keine zuständige Au-pair-Agentur oder sind die Au-pairs mit ihrer Agentur unzufrieden, suchen sie oft Rat und Hilfe bei anderen Agenturen. Diese „gestrandeten“ Au-pairs sind aber nicht bei allen Agenturen beliebt. Sie verursachen viel Arbeit und erfordern schnelles und achtsames Handeln. Oft entsprechen sie auch nicht den eigenen Auswahlkriterien und Qualitätsvorgaben und sind daher schwer zu vermitteln. Dennoch geben die meisten Agenturen Hinweise und Ratschläge, wie man eine neue Gastfamilie finden kann. Zur Hilfestellung verpflichtet sind sie jedoch nicht; es liegt im Ermessen der Agentur, ob sie helfen kann und auch will.
Alle befragten Agenturen hatten 2014 mit solchen Au-pair-Abbrechern zu tun, die sie nicht selbst vermittelt haben. 30 Prozent hatten sogar mehr als zehn solcher Fälle.
Erstmals fragten wir in diesem Jahr auch nach häufigen Schwierigkeiten mit solchen Au-pairs. Genannt wurden:
Die meisten über Agenturen vermittelten Au-pairs bleiben für zehn bis zwölf Monate in Deutschland. Den Familien bietet dies eine zuverlässige Betreuungssituation, in der Kinder und Au-pairs eine gute Beziehung aufbauen können.
Während des Aufenthaltes organisieren viele Full-Service-Agenturen für ihre Au-pairs Freizeitaktivitäten, um die Zeit in Deutschland interessanter zu gestalten. Sie veranstalten regelmäßig Au-pair-Treffen und helfen bei der Organisation von Au-pair-Reisen. Über 80 Prozent der Umfrageteilnehmer richten Veranstaltungen aus und organisieren Treffen für ausländische Au-pairs.
Das Au-pair-Programm ist nach wie vor weiblich geprägt. Auch wenn der Anteil männlicher Au-pairs im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen ist, war er auch 2014 gering. Die Hälfte der Agenturen hatte weniger als drei Prozent männliche Bewerber, ein Viertel hatte drei bis fünf Prozent. Viele Agenturen hatten Probleme, junge Männer zu vermitteln, auch wenn einzelne Gastfamilien gerne einen Au-pair-Jungen aufnahmen.
Von der steigenden Zahl an Au-pairs in Deutschland profitieren nur wenige Agenturen. Die Vermittlungszahlen der meisten Incoming-Agenturen waren wie in den Vorjahren weiterhin stagnierend oder rückläufig. Wie ist das zu begründen?
Aus zahlreichen Gesprächen mit Agenturen wissen wir, dass sich das Geschäft zunehmend auf wenige Vermittler zentriert. Dies sind zum einen die Matching-Agenturen, die jedes Jahr von wachsenden Anmeldezahlen berichten. Es sind zum anderen die großen Anbieter von Jugend- und Bildungsprogrammen. Sie bieten neben anderen Programmen auch Vermittlungen im Au-pair-Bereich an und punkten mit modernen Internetseiten, großen Budgets und professionellem Auftreten. Die dritte Gruppe sind Agenturen, die sich besonderen Qualitätsansprüchen wie dem RAL-Gütezeichen Au-pair oder den Qualitätsstandards der Au-pair Society verpflichtet haben.
Schlecht stehen die kleinen Ein-Personen-Agenturen da. Ihnen fällt es immer schwerer, neue Gastfamilien zu finden. Ihre Vorteile wie regionale Nähe zu den Familien und der persönliche Service verlieren immer mehr an Bedeutung, wenn Kunden ihr Urteil über die Agentur in wenigen Sekunden anhand deren Website fällen.
Viele junge Menschen zieht es nach der Schule oder Ausbildung hinaus in die Welt. Sie wollen Erfahrungen im Ausland sammeln, ihre Sprachkenntnisse vertiefen und sich vor dem Studium oder Berufseinstieg neu orientieren. Freiwilligenarbeit und Work and Travel stehen deshalb bei den jungen Erwachsenen hoch im Kurs. Das Interesse an Au-pair-Aufenthalten dagegen nimmt eher ab. Warum ist das so?
Ein möglicher Grund ist die Programmdauer. Junge Leute haben es heute immer eiliger, mit dem Studium zu beginnen. Eine Au-pair-Zeit von sechs bis zwölf Monaten passt da oft nicht ins Konzept. Ein weiterer Grund könnte das Leben in der Gastfamilie und die Betreuung von Kindern sein. Der Aufenthalt als Au-pair kommt der familiären Situation zu Hause sehr nahe. Es fehlt der vermeintliche „Thrill“ etwas Neues zu entdecken oder Abenteuer zu erleben.
Im Vergleich zu Work and Travel ist ein Au-pair in seinen Freiheiten beschränkt. Man kann nicht laufend Partys feiern oder einfach mal für Wochen nichts tun. Gegenüber Freiwilligenarbeit fehlt die „weltverbessernde Komponente“, die viele junge Leute an diesem Programmtyp reizt.
Fest steht: An den Kosten kann es nicht liegen. Das Au-pair-Programm ist eine der günstigsten Möglichkeiten für einen längeren Auslandsaufenthalt. Neben der Vermittlungsgebühr für die Agentur, der Prämie für die Versicherung sowie den Reisekosten fallen kaum weitere Kosten an. Man lebt in der Gastfamilie und bekommt neben Kost und Logis auch ein Taschengeld für persönliche Ausgaben.
Ein weiterer positiver Aspekt von Au-pair-Aufenthalten wird oft übersehen: Durch das Leben mit der Gastfamilie kann man eine Kultur viel intensiver kennenlernen als möglicherweise in anderen Programmen. Im Umgang mit Kindern und Eltern verbessert man spielend seine Sprachkenntnisse und nicht zuletzt stellt ein Au-pair Sozialkompetenz und Verantwortungsbewusstsein unter Beweis.
Es kommt in Zukunft darauf an, die Vorteile eines Au-pair-Aufenthaltes deutlicher herauszustellen und die Attraktivität des Au-pair-Programms für Jugendliche aus Deutschland wieder zu steigern. Das ist aus unserer Sicht eine der wesentlichen Aufgaben, der sich Au-pair-Agenturen und Au-pair-Verbände in den nächsten Jahren stellen müssen.
Verlässliche Zahlen darüber, wie viele deutsche Au-pairs 2014 ins Ausland gingen, gibt es leider nicht. Es gibt weder Daten von der Bundesregierung noch von den Au-pair- Verbänden. Auch Au-pair-Versicherer können keine Zahlen vorlegen, da sie in der Regel im Bereich Outgoing keinen Unterschied zwischen Au-pair und anderen Jugendbildungsprogrammen machen.
Auch wenn keine Gesamtzahl vorliegt, lässt sich über die Entwicklung der Vermittlungen eine konkrete Aussage treffen: Sie ist rückläufig. Gerade einmal jede zehnte Agentur berichtet von steigenden Zahlen, alle anderen melden wie in den Vorjahren stagnierende oder rückläufige Zahlen. Besonders erschreckend: Gegenüber 2013 gibt es mehr Agenturen mit negativen Zahlen – es sind jetzt 43,2 Prozent aller befragten.
Rückläufig sind auch die Registrierungen bei den Matching-Agenturen. Nach Angaben von AuPairWorld meldeten sich erstmals seit Jahren weniger deutsche Au-pair- Bewerber an – entgegen dem weltweit steigenden Trend. Im Jahr 2014 registrierten sich 24.760 Bewerber aus Deutschland, etwa 2.000 weniger als im Jahr zuvor.
Full-Service-Agenturen arbeiten in der Regel mit ausländischen Au-pair-Agenturen zusammen. Diese suchen geeignete Gastfamilien, betreuen die Au-pairs vor Ort und vermitteln bei Problemen. Wie in den Jahren zuvor konnte jeder Umfrageteilnehmer bis zu fünf Haupt-Zielländer nennen. Für diese Länder interessierten sich die meisten deutschen Au-pair-Bewerber, vorausgesetzt, die Agenturen hatten Partner in diesen Ländern.
Die 2014 am häufigsten genannten Länder im Bereich Outgoing waren 2014 Großbritannien, Frankreich und Spanien, gefolgt von Irland, den USA und Neuseeland.
Wie in jedem Jahr nehmen die USA bei dieser Auswertung einen hinteren Platz ein, obwohl sie bei der Anzahl der Vermittlungen zu den Top-Ländern gehören. Die Vermittlung in die Vereinigten Staaten ist stark reglementiert und erfolgt nur über wenige Agenturen. Auch wenn diese Agenturen in der Umfrage die USA als wichtigstes Land nennen, bleibt der Stimmanteil aus dem genannten Grund gering.
Partneragenturen im Ausland können die Vermittlung unterstützen, die Abbruchquote senken und die Zufriedenheit der Teilnehmer steigern. Einige bieten auch Vorbereitungsseminare im jeweiligen Gastland an. Fast alle befragten Agenturen arbeiten mit ausländischen Partnern zusammen, über ein Viertel von ihnen mit mehr als zehn.
Ein zuverlässiges Netz von Partnern im Ausland ist eine wichtige Arbeitsgrundlage von Full-Service-Agenturen und ein wichtiger Unterschied zu Matching-Agenturen, die auf solche Partner verzichten. Damit lässt sich die geringe Abbruchquote der Full-Service- Agenturen von null bis fünf Prozent erklären. Für den Bereich der Matching-Agenturen liegen keine Angaben über die Abbruchquote von Au-pairs im Ausland vor.
Die wirtschaftliche Situation vieler Agenturen ist angespannt, denn seit Jahren sinken die Vermittlungszahlen. Dieser Trend hat sich im letzten Jahr weiter verstärkt: Bei über 43 Prozent aller Umfrageteilnehmer ist die Anzahl der Vermittlungen zurückgegangen.
Der Hälfte aller Agenturen fehlt es an Au-pair-Bewerbern. Diese zu gewinnen, fällt gerade kleineren Agenturen schwer: Sie müssen sich gegen die Internetseiten der großen Anbieter behaupten, haben keine großen Werbebudgets und können sich keine oder nur wenige Besuche bei Schüleraustauschmessen leisten. Zudem stehen sie mit ihrem Angebot im Wettbewerb mit anderen Jugend- und Bildungsprogrammen wie Work and Travel oder Freiwilligenarbeit.
Doch es gibt auch Ausnahmen: Bei jeder zehnten Agentur steigen die Vermittlungszahlen. Leider gibt die Umfrage keine Auskunft darüber, bei welchen Agenturen dies der Fall ist. Wir vermuten, dass es sich um Agenturen handelt, die einen besonderen Service oder eine besondere Spezialisierung bieten.
Die Mitgliedschaft in einem Au-pair-Verband ist den meisten Umfrageteilnehmern wichtig. Über 60 Prozent der befragten Agenturen sind Mitglied eines nationalen Verbandes wie Au-pair-Society e. V., In VIA oder vij. Beim internationalen Au-pair- Verband IAPA engagieren sich 20 Prozent der Befragten.
Unabhängig von der Mitgliedschaft in einem nationalen oder internationalen Verband hat sich die Hälfte aller Teilnehmer der RAL-Gütegemeinschaft Au-pair angeschlossen, um die Qualität ihrer Vermittlungsarbeit von einer unabhängigen Stelle prüfen und zertifizieren zu lassen.
Gefragt nach den Gründen für eine Verbands-Mitgliedschaft, nannte jede dritte Agentur die Lobbyarbeit als besonders relevant. Gerade weil sich auf Regierungsseite kein Ministerium für das Thema Au-pair verantwortlich fühlt, sind die regelmäßige Vorsprache bei den Ministerien und der politische Einsatz für die Interessen der Au-pair-Agenturen Motivation für eine Verbandsmitgliedschaft.
Sich von anderen Agenturen abzuheben ist ein weiterer oft genannter Grund – die Mitgliedschaft in einem Verband ist ein Zeichen für Engagement in der Branche. Weitere Gründe für eine Mitgliedschaft sind die nationale und internationale Vernetzung, der allgemeine Austausch unter Kollegen sowie die Unterstützung bei Problemfällen.
Mit der Arbeit der Verbände waren die Agenturen im Großen und Ganzen zufrieden, im Vergleich zum Vorjahr sank der Zufriedenheitsgrad allerdings bei einigen Verbänden. Und es fällt auf, dass es erstmals eine größere Anzahl von Agenturen gibt, die mit der Arbeit ihres Verbandes unzufrieden ist. Die Qualität ihrer Arbeit zu verbessern, steht daher sicherlich bei den betroffenen Verbänden dieses Jahr im Fokus.
Übliche Reisekrankenversicherungen sind kein passender Schutz für Au-pair-Aufenthalte. Dafür gibt es spezielle Au-pair-Versicherungen, die alle notwendigen Leistungen umfassen. Eine gute Versicherung für ein Au-pair besteht aus Auslandskrankenversicherung, Privat- und Berufshaftpflichtversicherung sowie privater Unfallversicherung. Einige Anbieter bieten zusätzlich eine Abschiebekostenversicherung an.
Au-pair-Agenturen weisen Au-pairs und Gastfamilien auf die Notwendigkeit einer Au-pair-Versicherung hin. Agenturen mit Gütezeichen gehen sogar noch einen Schritt weiter und lassen sich im Rahmen der Qualitätssicherung einen Nachweis über die Versicherung geben.
Fast alle befragten Agenturen arbeiten mit dem Auftraggeber dieser Studie zusammen, dem Versicherungsanbieter Dr. Walter. Dieser ist Marktführer für Au-pair-Versicherungen und bietet mit den Produkten AU-PAIR24, AU-PAIR-PLUS, PROTRIP und PROTRIP-WORLD vier verschiedene Lösungen für unterschiedliche Bedürfnisse an. Mehr als ein Drittel der Befragten empfehlen ausschließlich Au-pair-Versicherungen von Dr. Walter, die anderen Agenturen bieten auch Produkte anderer Anbieter an.
Die meisten Umfrageteilnehmer bezeichnen die Zusammenarbeit mit Dr. Walter als „gut“ oder „sehr gut“. Im Bereich Outgoing liegt die Zufriedenheitsquote (Note „gut“ oder „sehr gut“) bei 96 Prozent, im Bereich Incoming bei 92 Prozent.
Leistungsumfang und Qualität der Versicherungen haben für die Agenturen eine hohe Bedeutung. Am meisten schätzen sie Tarife mit Rundum-Schutz, bei denen die Au-pairs neben einer umfassenden Auslandskrankenversicherung auch durch eine Unfall- und Haftpflichtversicherung geschützt sind. Wichtig ist den Au-pair-Agenturen auch, dass es in der Krankenversicherung keinen Selbstbehalt gibt und dass bestehende Vorerkrankungen mitversichert sind.
Neben den Versicherungsleistungen beurteilten die Agenturen auch den Versicherungsanbieter. Für die meisten Befragten hat eine schnelle und unkomplizierte Bearbeitung höchste Priorität. Wichtig sind auch eine Kopie der Versicherungsbestätigung bei Online-Abschluss und die Möglichkeit, den Vertrag in wenigen Minuten über einen sicheren Server abzuschließen.
www.au-pair-agenturen.de ist eine Serviceseite für Au-pairs und Gastfamilien. Die Seite stellt zahlreiche Informationen zur Verfügung und ist ein idealer Einstieg für alle, die sich erstmals mit dem Thema Au-pair befassen. Es gibt Informationen zu Voraussetzungen, Rechten und Pflichten, Herkunfts- und Zielländern, Verbänden und Organisationen sowie Büchern zum Thema Au-pair. Über einen Newsletter können sich alle auf dem Laufenden halten, die sich für das Au-pair-Wesen interessieren.
www.au-pair-agenturen.de ist eine wichtige Informations- und Anlaufstelle, wenn es um das Au-pair-Wesen in Deutschland geht. Das belegen auch die Zugriffszahlen: Mit über 123.153 Besuchen im Jahr 2014 hat die Nutzung der Seite gegenüber dem Vorjahr um 42 Prozent zugenommen.
Das Portal ist deutschlandweit das größte Verzeichnis von Au-pair-Vermittlungsstellen: Über 200 Agenturen sind hier mit einem Eintrag gelistet. Der kostenlose Adresseintrag bei www.au-pair-agenturen.de ist 85 Prozent der befragten Agenturen wichtig, weil sie darüber neue Kunden gewinnen. Weitere Angebote der Seite, wie die Bewerbungsbögen für Au-pairs oder die Agenturen-Suche, werden von den Agenturen ebenfalls sehr geschätzt.