Au-pair-Programm in den USA in Gefahr

Eigentlich sollten die von der US-Regierung im Oktober 2023 veröffentlichten neuen Rahmenbedingungen das Au-pair-Programm in den Vereinigten Staaten verbessern, doch das Gegenteil ist der Fall. Die Reformen sorgen für Verwirrung und gefährden das beliebte „Au Pair in America Program“, das es seit 1986 gibt. Doch noch gibt es Hoffnung. Gegen die geplanten Neuregelungen kann Einspruch eingelegt werden. Bis zum 29. Januar 2024 können von der Öffentlichkeit Stellungnahmen an das US-Außenministerium geschickt werden.

Die negativsten Folgen der vorgeschlagenen Reformen

  • Entwicklung zu einem Arbeits- statt zu einem Kulturaustauschprogramm
  • Hoher Verwaltungsaufwand
  • Untergrabung und Abwertung der wichtigen Rolle der internationalen Kooperationspartner
  • Rückgang bei Gastfamilien und Au-pair-Vermittlungen

Schwierige Lohnregelungen für Gastfamilien
Eine Erhöhung des Taschengeldes war aufgrund der Inflation dringend notwendig geworden. Nun soll der Lohn für Au-pairs auf 8 bis 18 Dollar pro Stunde angehoben werden, je nach Mindestlohn in den verschiedenen Bundesstaaten. Gastfamilien in wohlhabenden Bundesstaaten wie Kalifornien oder Washington D.C. müssten ihrem Au-pair dann bei 40 Arbeitsstunden rund 700 Dollar pro Woche zahlen. Nach der Reform wird die Vergütung für Au-pairs eher einem Lohn als einem Taschengeld entsprechen. Es ist schwierig zu entscheiden, wo die Au-pair-Tätigkeit beginnt und wo sie endet: Was ist zum Beispiel, wenn die Kinder im Bett sind?
Während das Taschengeld bzw. der Lohn steigt, bleibt der Steuerfreibetrag für Gastfamilien auf dem Niveau von 2008. Es ist zu befürchten, dass sich viele Familien in Zukunft kein Au-pair mehr leisten können und die Nachfrage deutlich sinkt. Hinzu kommt, dass Gastfamilien künftig verpflichtet sind, dem Au-pair ein eigenes Badezimmer zur Verfügung zu stellen.

Impfungen, viel Fahrpraxis und erschwerter Gastfamilienwechsel für Au-pairs
Au-pairs müssen künftig umfangreiche Impfungen nachweisen, die weit über die Standards hinausgehen. Besonders problematisch ist auch die Forderung, dass sie seit mindestens einem Jahr im Besitz eines Führerscheins sein müssen, wenn sie während ihres Aufenthalts Auto fahren müssen oder wollen. Das ist für junge Deutsche, die direkt nach der Schule Au-pair werden, schwer zu schaffen.
Au-pairs sollen auch daran gehindert werden, nach einer gewissen Zeit die Gastfamilie zu wechseln. Bei Problemen bleibt ihnen nur die Möglichkeit, den Au-pair-Aufenthalt abzubrechen .

Hoher Verwaltungsaufwand
Insgesamt erhöhen die neuen Regelungen den Verwaltungsaufwand für alle Beteiligten erheblich: So müssen Au-pairs und Gastfamilien vor der Einreise schriftliche Vereinbarungen treffen, die von den lizenzierten US-Organisationen, den so genannten Sponsors, genehmigt werden müssen. Diese Vereinbarungen müssen einen Zeitplan, eine Liste der genehmigten Aufgaben und eine Reihe von erforderlichen Informationen enthalten. Jede Änderung während des Jahres erfordert eine überarbeitete Vereinbarung, die von allen Parteien genehmigt werden muss. Die Gastfamilien müssen außerdem Zeiterfassungsbögen ausfüllen und diese den Sponsoren vorlegen .
Die Rolle der Au-pair-Agenturen in Deutschland, mit denen die Sponsoren zusammenarbeiten und die einen engen Kontakt zu den Au-pairs halten, wird dagegen deutlich abgewertet.

Helfen Sie mit, das US-Au-pair-Programm zu retten!
Die Öffentlichkeit, auch die deutsche, ist aufgerufen, ihre Meinung zu diesen Regelungen zu äußern. Auch der US-Kongress ist angesprochen. Nach Ablauf der Kommentierungsfrist wird unter Berücksichtigung des kollektiven Feedbacks über die Umsetzung entschieden. Die Stellungnahmen müssen bis zum 28. Januar 2024 beim US-Außenministerium eingehen.
Die Alliance for International Exchange hat einen Musterbrief vorbereitet, den Sie nutzen können, um das „Au Pair in America Program“ zu retten. Ihre Hilfe ist wichtig!

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