Au-Pair-Society e.V. kritisiert deutsche Visapolititik für Au-pairs

Anzahl der erteilten Au-pair-Visa ist gesunken

Au-pair ist ein Kulturaustauschprogramm und bietet jungen Menschen die Möglichkeit, über die Grenzen hinweg eine andere Sprache und Kultur kennen zu lernen. Davon profitieren beide Seiten, Gastfamilie und Au-pair.

Die Anzahl der erteilten Au-pair-Visa ist in den vergangen Jahren allerdings dramatisch zurück gegangen. Während im Jahr 2002 noch fast 20.000 Visaanträge genehmigt wurden, sind es im Jahr 2008 nur noch 5.300 Visa. Dies geht aus einer kürzlich veröffentlichten Statistik des Auswärtigen Amtes hervor.

"Damit sind ca. 80-90 Prozent aller eingereisten Au-Pairs erfasst, da die Zahlen aus den alten und neuen EU-Ländern hierbei zu vernachlässigen sind", so die Sprecherin des Au-Pair-Society e.V. Junge Leute aus Ländern wie Polen, der Slowakei oder Tschechien, die früher auch häufig als Au-pair nach Deutschland kamen, gingen heute eher nach England oder in andere Länder. Dies läge zum einen daran, dass Deutsch als Fremdsprache an Bedeutung verloren habe – zum anderen aber auch daran, dass das deutsche Au-pair-Programm im Vergleich zu anderen Ländern weniger attraktiv sei.

"Die Latte wird seitens des Auswärtigen Amtes sehr hoch gelegt", erklärt die Sprecherin des Bundesverbandes der deutschen Au-pair-Vermittler weiter. So müssen potentielle Au-pairs bei Beantragung des Visums unter 25 Jahre alt sein, die Altersgrenze sei aber in keinem anderen europäischen Land so niedrig angesetzt. Auch sind die sprachlichen Anforderungen viel höher als früher – meist werden mindestens Goethe-Start1-Zertifikate gefordert (auf einigen deutschen Botschaften sogar noch höhere Anforderungen an die Sprachkenntnisse gestellt) und anderen Sprachen überhaupt nicht anerkannt. Im Gegensatz dazu reichen im europäischen Ausland teilweise auch gute Englisch-Kenntnisse aus, um ein Visum zu erhalten. "Die jungen Leute, die als Au-pair ins Ausland reisen, wollen die Sprache des Gastlandes ja erlernen – hier sollte es lediglich darum gehen, die Möglichkeit der Kommunikation mit der Gastfamilie am Anfang des Au-pair-Jahres sicher zu stellen," so die Sprecherin des APSeV.

Dabei ist es in unserer globalisierten Welt immer wichtiger, Fremdsprachen zu lernen. Internationale Verständigung und globaler Austausch sind in diesem Jahrtausend zu Schlüsselbegriffen geworden. Au-pair ist dabei eine gute Alternative zu Sprachreise und Schüleraustausch und so beliebt wie nie zuvor, besonders auch bei jungen Deutschen, die meist ohne visapolitische Hürden jährlich in alle Welt reisen können.

Der Bedarf seitens der Gastfamilien ist unverändert hoch. Schon heute können viele Au-pair-Vermittler nur noch wenigen Gastfamilien ein Au-pair vermitteln. Gastfamilien in ländlicher Region oder mit mehreren Kindern sind davon leider am meisten betroffen.

"Der dramatische Rückgang der Au-pair-Bewerberinnen und Bewerber ist nicht darauf zurückzuführen, dass weniger junge Menschen nach Deutschland als Au-pair kommen wollen, sondern dass die Kriterien zur Erteilung eines Visums in den letzten Jahren erheblich erschwert wurden", betont der Bundesverband.

Daher fordert der Au-pair Society e. V. erneut alle am Au-pair-Programm Beteiligten (Politiker, Agenturen und Gastfamilien) zu intensiven Gesprächen und Handlungen auf, damit das Au-pair-Programm in Deutschland bestehen bleibt.

Judith Liehr

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liehr@apsev.de