Die beste Au-pair-Agentur

Die Vermittlungszahlen vieler, klassischer Au-pair Agenturen sind im letzten Jahr gesunken.

Viele Matching-Agenturen berichteten dagegen von steigenden bis stark steigenden Zahlen. Das ist eines der wichtigen Erkenntnisse der Konjunkturumfrage Au-pair, die in den nächsten Tagen erscheinen wird.

Was sind eigentlich Matching-Agenturen, was leisten sie und warum sind sie vermeintlich so erfolgreich? Was zeichnet eine gute Au-pair-Agentur aus? Wir stellen die beiden Agenturtypen vor und nennen Stärken und Schwächen.

Full-Service-Agenturen (klassische Au-pair-Agenturen) unterstützen und betreuen Au-pair und Gastfamilie rundum während der gesamten Au-pair-Zeit. Von der Vorbereitung des Au-pair-Aufenthaltes bis zu dessen Ende können Au-pair und Gastfamilie auf den Service der Agentur zählen. Für die Vermittlung eines Au-pair Aufenthaltes ist eine Vermittlungsgebühr fällig, die je nach Anbieter variiert.

Matching-Agenturen sind hauptsächlich im Internet aktiv. Auf ihren Portalen können sowohl Au-pairs als auch Gastfamilien ihre Profile einstellen, um eine Gastfamilie respektive ein Au-pair zu finden. Im Vergleich zu Full-Service-Agenturen bieten Matching-Agenturen nur einen eingeschränkten Service: Er endet in der Regel mit der erfolgreichen Zusammenführung von Au-pair und Gastfamilie und damit noch vor Beginn des Au-pair-Aufenthaltes.

Anstelle einer Vermittlungsgebühr verlangen Matching-Agenturen eine Registrierungsgebühr. Die erste Registrierung ist meist kostenlos und vermittelt einen ersten Eindruck über den Funktionsumfang des Anbieters. Um mit Au-pairs oder Gastfamilien in Kontakt treten zu können, ist eine Gebühr fällig, die je nach Anbieter zwischen 30 und 50 Euro beträgt.

Der große Unterschied der beiden Systeme liegt in der Betreuung: Bei der Einschaltung einer Matching-Agentur sind Au-pair und Gastfamilie während des Au-pair-Aufenthaltes – genau wie bei der freien Vermittlung – auf sich allein gestellt. Im Konfliktfall gibt es keine helfende Agentur und auch keine Anlaufstelle für Au-pairs oder Gasteltern. Hierin liegt auch der Hauptkritikpunkt an Matching-Agenturen, der von Full-Service-Agenturen, Au-pair-Verbänden und auch Politikern geäußert wird: Der fehlende Schutz eines Au-pairs in Notsituationen.

Ein weiterer Kritikpunkt bei Matching-Agenturen: Durch die fehlende Betreuung der Au-pairs und Gasteltern während der Au-pair-Zeit gibt es keinerlei Angaben zur Qualität der Aufenthalte. Wie viele Probleme gibt es? Wie gehen die Beteiligten mit den Problemen um? Wie zufrieden sind alle Beteiligten nach der Au-pair-Zeit? Da Matching-Agenturen diese Informationen nicht abfragen, erfüllen sie weder die Qualitätsanforderungen nationaler noch internationaler Gütezeichen- und Qualitätsstandards. Die Mitgliedschaft in nationalen und internationalen Au-pair-Verbänden wird ihnen aus genau diesen Gründen verwehrt.

Zu Unrecht, sagt Uwe Regenbogen, Betreiber der nach eigenen Angaben größten Matching-Agentur Deutschlands. „Wir leben von den Empfehlungen unserer Kunden. So haben sich zum Beispiel im 1. Halbjahr 2013 bei Aupair World mehr als 160.000 junge Menschen weltweit als Interessenten für einen Au-pair-Aufenthalt registriert. Dies ist ein Zuwachs von über 50 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Wenn uns die Qualität des Au-pair Aufenthaltes egal wäre, würde sich das im Netz schnell herumsprechen und neue Kunden würden ausbleiben.“ Deswegen beantworten er und sein Team auch während des Au-pair-Aufenthaltes Fragen von Au-pairs und Gastfamilien und helfen bei Problemen.

Um die Vor- und Nachteile sowie die Beliebtheit der unterschiedlichen Agenturtypen besser herausarbeiten zu können, gehen wir im Folgenden auf die unterschiedlichen Arten der Vermittlung ein. Wir unterscheiden zwischen dem Incoming- und dem Outgoing-Bereich.

Als Incoming-Au-pairs bezeichnen wir ausländische Au-pairs, die ihren Au-pair Aufenthalt in Deutschland verbringen. Von Outgoing-Au-pairs sprechen wir, wenn deutsche Au-pairs ihren Aufenthalt im Ausland verbringen.

Incoming-Bereich

Im Incoming-Bereich wird zwischen EU-Au-pairs und Nicht-EU-Au-pairs unterschieden.

Nicht-EU-Au-pairs müssen für die Einreise diverse bürokratische Hürden überwinden. Sie benötigen eine Aufenthaltserlaubnis, müssen Sprachkenntnisse nachweisen, Visumsformalitäten beachten usw. Die Au-pairs kommen oft aus weit entfernten Ländern und Regionen. Die wirtschaftlichen und kulturellen Unterschiede sind groß - Au-pair und Gastfamilie müssen auf diesen Kulturschock vorbereitet werden. Für die Au-pairs und deren Eltern ist die Finanzierung der Hin- und Rückreise oft eine Belastung. Der Aufenthalt ist ein einmaliges Erlebnis und die Au-pairs stehen unter entsprechendem Erfolgsdruck. Gastfamilien müssen für das Au-pair eine Verpflichtungserklärung abgeben und haften für Kosten, die dem Staat durch das Au-pair entstehen. Diese Punkte zeigen, dass die Vermittlung von Nicht-EU-Au-pairs sehr komplex ist. Die Vermittlung solcher Nicht-EU-Au-pairs ist daher die klassische Domäne von Full-Service-Agenturen. Die deutschen Gastfamilien freuen sich über die Rundumbetreuung, und die Au-pairs verlassen sich auf die Qualität der Vermittlung durch die jeweilige Agentur.

EU-Au-pairs können problemlos nach Deutschland einreisen: Die Aufenthaltsformalitäten sind gering, die kulturellen und wirtschaftlichen Unterschiede oft nicht groß. Die Reisekosten sind überschaubar, und sollte die Beziehung zwischen Au-pair und Gastfamilie problematisch sein, ist das Au-pair relativ schnell wieder zuhause, wenn es das möchte. Au-pairs und Gastfamilien reicht deswegen oft die Vermittlung durch eine Matching-Agentur. Auf den Rundumservice und die Betreuung durch eine Full-Service-Agentur wird verzichtet, weil man dafür kein zusätzliches Geld ausgeben möchte. Die Vermittlung von EU-Au-pairs erfolgt aus diesem Grund meist über Matching-Agenturen. Full-Service-Agenturen werden von Gasteltern beauftragt, die es sich leisten können und wollen, eine umfangreiche Betreuung und Unterstützung sowie Planungssicherheit zu genießen.

Outgoing-Bereich

Im Bereich Outgoing unterscheiden wir zwischen den USA, der EU und dem Rest der Welt.

In den USA ist das Au-pair-Wesen streng reguliert: Nur wenige zugelassene Agenturen dürfen Au-pairs vermitteln. Eine freie Vermittlung ist nicht möglich, Matching-Agenturen gibt es nicht. Au-pair-Bewerber, die in die USA möchten, benötigen daher immer eine Full-Service-Agentur an ihrer Seite.

Die Organisation eines Au-pair-Aufenthaltes innerhalb der EU stellt für viele deutsche Bewerber kein großes Problem dar. Sie und ihre Eltern sind es gewohnt, Initiative zu ergreifen und selbstständig Lösungen zu finden. Kommt es während des Aufenthaltes zu Komplikationen, helfen sich die Au-pairs selbst oder die Eltern sind nicht weit. Viele Au-pairs verzichten daher auf die Einschaltung einer Full-Service-Agentur und melden sich bei Matching-Agenturen an. Nur, wenn die Vermittlung dort nicht direkt klappt oder wenn die Eltern lieber eine umfassende Betreuung ihres Kindes wünschen, wird eine Full-Service-Agentur eingeschaltet.

Auch für Ziele außerhalb der EU wenden sich deutsche Au-pair-Bewerber oft an Matching-Agenturen. Sie tragen sich dort ein, informieren und verschaffen sich einen Überblick über die Stellenangebote. Wenn alles passt, wird die Reise angetreten. Bei weit entfernten Zielen ‒ wie beispielsweise Australien und Neuseeland ‒ beobachten wir einen anderen Trend. Hier entscheiden sich die Eltern der Au-pair-Bewerber oft für eine Full-Service-Agentur. Sie erhoffen sich dadurch eine bessere Unterstützung ihres Kindes bei Komplikationen und haben durch die umfangreiche Betreuung vor und während des Aufenthaltes ein besseres Gefühl. Auch die von vielen Agenturen angebotenen mehrtägigen Vorbereitungskurse im Zielland sind sehr beliebt und ein Grund, sich für eine Full-Service-Agentur zu entscheiden.

Unser Fazit

Full-Service- sowie Matching-Agenturen haben beide ihre Daseinsberechtigung. Je nach Art des Au-pair-Aufenthaltes zeigen sich die Stärken und Schwächen des jeweiligen Systems. Eine pauschale Verurteilung aller Matching-Agenturen, wie sie in der Vergangenheit zum Teil stattgefunden hat, ist heutzutage nicht mehr zu rechtfertigen. Wichtiger ist es zu prüfen, was hinter dem jeweiligen Angebot steckt und wie vertrauenswürdig der Anbieter wirkt.

Das Team von www.au-pair-agenturen.de würde sich freuen, wenn alle am Au-pair-Bereich Beteiligten mehr aufeinander zugehen. Gemeinsam lässt sich die Qualität und Attraktivität des deutschen Au-pair-Wesens am besten fördern. Mit diesem Artikel möchten wir einen Schritt in diese Richtung gehen. Gleichzeitig laden wir ein zur offenen Diskussion über dieses Thema: Wir freuen uns über Ihre Anregungen an info@au-pair-agenturen.de sowie auf unserer facebook-Seite www.facebook.com/aupairagenturen.de.

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