Die erste Zeit mit dem neuen Au-pair

Wie sich Au-pair und Familie am besten aneinander gewöhnen

In den nächsten Wochen ist es soweit: Das Au-pair kommt bei Ihnen an. Sie sind schon sehr gespannt und freuen sich auf das neue Familienmitglied. Wird alles so klappen, wie Sie es sich vorstellen? Sie brauchen auf jeden Fall ein wenig Geduld, bis sich alles eingespielt hat. Hier einige Tipps für die erste Zeit mit dem Au-pair.

Dem fremden Menschen am Bahnhof oder Flughafen gegenüber zu stehen, ist erst einmal ungewohnt. Immerhin zieht er in Ihr Zuhause ein und wird Ihnen in den nächsten Monaten sehr nahe sein. Für das Au-pair ist die Situation noch schwieriger, denn in der neuen Umgebung ist alles fremd. Ganz besonders die deutsche Sprache, die anfangs wahrscheinlich noch schwer zu verstehen und zu sprechen ist. Umso wichtiger, dass Sie Ihren Gast herzlich willkommen heißen. Stellen Sie Ihre Familie vor, zeigen Sie Ihr Haus oder Ihre Wohnung und natürlich das Zimmer des Au-pairs. Vielleicht möchte der ausländische Gast zuerst einmal zu Hause anrufen, um zu sagen, dass er gut angekommen ist.

Begleitung

Damit das Au-pair die Kinder und seine Aufgaben kennen lernen kann, sollten Sie sich die ersten ein bis zwei Wochen frei nehmen. Fordern Sie Ihr Au-pair auf, im Zweifel immer nachzufragen, wenn es etwas nicht verstanden hat. Wenn Sie es in der Anfangszeit begleiten, kann es beobachten, wie Sie mit den Kindern umgehen und erfährt viel über Ihren Erziehungsstil. Außerdem lernt es die nähere Umgebung kennen: Wo befinden sich Kindergarten und Schule, wo die Geschäfte und wie kommt man wohin?
Ein wichtiges Kapitel der Eingewöhnungsphase sind auch die Haushaltsgeräte, die ihre Eigenheiten haben und deren Bedienung unbekannt sein kann.

Wochenplan und Familienregeln

Damit das Au-pair eine Orientierungshilfe hat, sollten Sie seine Aufgaben schriftlich festhalten. Auf einem Wochenplan sieht es unmissverständlich, was Sie wann von ihm erwarten. Bitte überfordern Sie das Au-pair nicht mit Haushaltstätigkeiten. Es könnte beispielsweise den Frühstückstisch abdecken, aufräumen, Wäsche aufhängen, abnehmen, falten und bügeln, die Spülmaschine ein- und ausräumen, größere Töpfe und Schüsseln spülen, den Müll entsorgen, Betten machen, Staub saugen und für die Kinder kleine Mahlzeiten zubereiten.
Zusätzlich kann der Arbeitsplan auch Ihre Familienregeln enthalten. Dazu gehört, wie Sie heizen, lüften, Lichter brennen und Wasser laufen lassen – wahrscheinlich alles in Maßen, um Energie zu sparen. Auch die deutsche Mülltrennung verlangt Menschen aus dem Ausland einiges ab. Am besten beschreiben Sie detailliert, welcher Müll wie entsorgt werden muss. Auch die Abhol-und Heimkehrzeiten der Kinder sollten vermerkt sein. Und natürlich gehören die wichtigen Telefonnummern auf den Wochenplan oder auf einen anderen gut sichtbaren Zettel. Sie können auch schon in einem Prepaid-Smartphone eingespeichert werden.

Kinder

Wie wünschen Sie sich, dass das Au-pair mit den Kindern spricht, spielt und lernt? Ob man auch „Benimmregeln“ schriftlich fixiert, ist Geschmackssache. Möglicherweise passt es besser, über Ihre Vorstellungen zur Kindererziehung zu sprechen, als sie aufzuschreiben. In der gemeinsamen Eingewöhnungsphase, sollten Sie klarmachen, dass die Kinder nie mit Gewalt zu etwas gebracht und nie allein gelassen werden dürfen. Wenn sie vom Au-pair auf der Straße an die Hand genommen werden sollen, sagen Sie das am besten. Das Au-pair lernt von Ihnen, dass Sie den Kindern vermutlich viel erklären und weniger schimpfen oder befehlen.
Sie können darauf hinweisen, dass viele Kinder in Deutschland auch im Winter draußen spielen. Man muss sie eben warm anziehen.
Apropos Wärme: Vielleicht legen Sie Wert darauf, dass die Kinder immer Socken oder Hausschuhe tragen. Auch die Themen Süßigkeiten und Fernsehen sollten Sie mit dem Au-pair erörtern. Dürfen Ihre Kinder mit Süßigkeiten getröstet oder belohnt werden? Dürfen sie fernsehen? Wenn ja, legen Sie fest, was und wie lange geschaut werden darf. Es gilt zu bedenken, dass das Au-pair von Ihren Kindern sicher einmal bis an die Grenzen getestet wird. Stärken Sie ihm in solchen Fällen den Rücken!

Freizeit des Au-pairs

Auch die freie Zeit will besprochen werden. Wenn es einen Arbeitsvertrag gibt, ist hier schon der freie Tag vermerkt. Unbedingt schriftlich oder mündlich festlegen sollten Sie den Umgang mit Telefon und Internet. Vielleicht erlauben Sie dem Au-pair Ihren PC mit zu nutzen. Sie sollten allerdings verbieten, dass – illegale – Downloads vorgenommen werden und dass das Au-pair Bilder oder Videos von Ihnen oder Ihren Kindern in Sozialen Netzwerken veröffentlicht. Auch das Smartphone ist ein sensibles Thema. Vielleicht möchten Sie das Au-pair bitten, es im Beisein der Kinder wenig zu nutzen, um nicht abgelenkt zu werden. Falls das Au-pair viel in die Heimat telefonieren möchte, sollte es das mit Internet-Telefonie tun. Auch bei der Suche nach Kontaktmöglichkeiten können Sie ihr Au-pair unterstützen. Im besten Fall bietet Ihre Agentur sogar Au-pair-Treffen an.
Das Au-pair besucht regelmäßig einen Sprachkurs, den Sie mit 50 Euro im Monat unterstützen. Wie es dorthin kommt, sollten Sie ihm zeigen und vielleicht bezahlen Sie auch die Fahrkarte oder stellen ein Fahrrad zur Verfügung.
Darüber hinaus gibt es noch zu sagen, dass das Au-pair sein Zimmer frei gestalten darf und dass Sie ihm bei Bedarf bestimmte Dinge zur Verfügung stellen. Auch die Verpflegung können Sie ansprechen: Grundsätzlich sollte das Au-pair wie ein Familienmitglied essen und trinken dürfen, wie es beliebt. Dass Sie es wichtig finden, wenn es an den gemeinsamen Mahlzeiten teilnimmt, betonen Sie vielleicht noch einmal extra.

Verständnis aufbringen und Probleme ansprechen

Halten Sie sich vor Augen, dass ein Au-pair keine professionelle Kinderfrau ist. Es ist ein junger Erwachsener, der Kinder mag, aber noch wenig Erfahrung hat. Loben Sie also ruhig auch hin und wieder. In einem fremden Land bei einer fremden Familie zu leben, ist eine sehr mutige Entscheidung, die viel Respekt verdient. Das Au-pair wird sicher auch hin und wieder Heimweh haben. Seien Sie mitfühlend und verständnisvoll und ermutigen Sie es, Probleme zu benennen. Je offener und genauer Sie Ihr Zusammenleben besprechen, umso besser wird es ablaufen. Es kann hilfreich sein, wöchentliche Familiensitzungen einzuführen, damit sich keine Ärgernisse und Unklarheiten aufstauen.