Das Au-pair Programm hat derzeit mit ernsthaften Schwierigkeiten zu kämpfen. In Ländern wie Madagaskar, Togo, Indonesien, Tadschikistan und der Mongolei erleben wir einen sprunghaften Anstieg der Ablehnungen von Visumanträgen für Au-pairs. Diese Ablehnungen erfolgen oft ohne nachvollziehbare Begründung. Hinzu kommen lange Wartezeiten auf ein Visum – manchmal bis zu zwei Jahren! Dies ist für alle Beteiligten eine große Belastung.
Hoher Arbeitsaufwand für die Agenturen
Für seriöse Au-pair-Agenturen, die sich intensiv um Beratung und Vermittlung bemühen, ist diese Situation eine echte Herausforderung. Die Unsicherheit, ob und wann ein Visum erteilt wird, erschwert ihre Arbeit enorm. Statt sich auf ihre eigentlichen Aufgaben zu konzentrieren, müssen sie nun viel Zeit und Energie in das komplizierte und uneinheitliche Visumsverfahren investieren. Das führt zu Frustration auf allen Seiten - bei den Agenturen, bei den Gastfamilien und natürlich bei den Au-pairs selbst.
Große Enttäuschung für die betroffenen Gastfamilien und Au-pair-Bewerber:innen
Die Enttäuschung ist groß, wenn Gastfamilien, die sich monatelang auf ihr neues Familienmitglied eingestellt haben, plötzlich erfahren, dass das Visum abgelehnt wurde. Vor allem für die Kinder, die sich schon auf „die große Schwester“ oder „den großen Bruder“ gefreut haben, ist das ein schwerer Schlag. Diese unerwarteten Ablehnungen sind nicht nur emotional belastend, sondern werfen auch Fragen nach der Fairness und Transparenz der Visaverfahren auf.
Brandbrief der Au-pair-Verbände
Die deutschen Au-pair-Dachverbände – Gütegemeinschaft Au pair e.V., AuPair Society e.V. und IAPA International Au Pair Association – haben das Problem erkannt und bereits mehrfach versucht, auf die Missstände aufmerksam zu machen. Leider hat sich die Situation bisher nicht verbessert – im Gegenteil, sie wird immer schlimmer.
Deshalb haben die Verbände am 15.08.2024 einen Brandbrief an die Verantwortlichen im Auswärtigen Amt und in der Arbeitsagentur geschickt. Sie fordern, das Thema Visumbearbeitung für Au-pairs endlich ernst zu nehmen und bieten ihre Unterstützung bei der Entwicklung von Lösungen an. Im Kern geht es darum, dass seriöse Agenturen Unterstützung brauchen, um die Visaverfahren transparenter und berechenbarer zu machen. Die Verbände haben konkrete Fragen gestellt und Vorschläge unterbreitet und hoffen auf konstruktive Gespräche.
Das Au-pair-Programm muss erhalten bleiben
Das Au-pair-Programm ist seit vielen Jahren ein wichtiger Baustein im Kulturaustausch zwischen Deutschland und der Welt. Junge Menschen aus dem Ausland nutzen die Chance, in deutschen Familien zu leben, unsere Sprache zu lernen und unsere Kultur hautnah zu erleben. Für viele von ihnen ist dieser Aufenthalt nicht nur ein unvergessliches Abenteuer, sondern auch ein entscheidender Schritt in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung.
Jetzt ist ein offener Dialog notwendig, um das Programm als wertvolles Instrument des interkulturellen Austauschs zu retten. Eine weitere Verschlechterung wäre nicht nur ein herber Verlust für die betroffenen Au-pairs und Gastfamilien, sondern auch für das Ansehen und die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im internationalen Vergleich.