Die Gütegemeinschaft Au-pair sieht das deutsche Au-pair-Programm in großer Gefahr. Immer weniger Länder lassen sich zuverlässig in die Vermittlungsprozesse einbinden. Viele Agenturen melden inzwischen alarmierende Ablehnungsquoten bei Visaanträgen - trotz mehrfacher Appelle an das Auswärtige Amt, auf die chaotischen Zustände in vielen Botschaften zu reagieren.
Eine verlässliche Planung ist für Vermittlungsagenturen kaum noch möglich. Was sollen sie den Familien mitteilen, die dringend auf Unterstützung warten? Dass sich das Visumverfahren über Monate hinzieht, weil keine Termine frei sind? Oder dass bereits zugesagte Termine plötzlich wieder abgesagt werden? Dass Visa abgelehnt werden, obwohl alle Voraussetzungen erfüllt sind? Die Verunsicherung ist groß - und viele Agenturen wissen kaum noch, aus welchen Ländern eine Vermittlung überhaupt noch sinnvoll ist.
Einzelne Länder als Beispiel – doch das Problem ist global
Beispiele aus Ländern wie Nepal, den Philippinen oder Madagaskar verdeutlichen die dramatische Entwicklung. In Nepal hat die deutsche Regierung das Au-pair-Programm faktisch eingestellt – und das ohne vorherige Ankündigung. Während früher jährlich über 230 Au-pairs nach Deutschland kamen, lag die Zahl im Jahr 2024 bei nur noch acht. Auch aus den Philippinen ist derzeit keine Einreise als Au-pair möglich - im Jahr 2023 wurden noch rund 400 Visa erteilt. In Madagaskar ist die Zahl der abgelehnten Visa ebenfalls in die Höhe geschnellt.
Diese Entwicklungen sind kein Einzelfall: In fast allen Herkunftsländern verschlechtert sich die Situation deutlich.
Wird das Au-pair-Programm noch politisch unterstützt?
Angesichts der stark gestiegenen Wartezeiten und der zunehmenden Ablehnungen von Visa stellt sich die berechtigte Frage, ob das Au-pair-Programm überhaupt noch politisch unterstützt wird. Dabei sind Au-pairs ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Austauschs, fördern den Erwerb der deutschen Sprache und unterstützen Familien spürbar im Alltag. Ohne eine Reform der Visavergabe und ein klares politisches Signal droht dem Programm das Aus.