Nach mehr als zweijähriger Pause fanden der Work Experience Travel Market (WETM) und die Jahreshauptversammlung der International Au Pair Association (IAPA) vom 19. bis 21. März endlich wieder in Präsenz statt. Von den internationalen Organisationen, die Au-pairs, Freiwillige und Praktika vermitteln, waren knapp 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 32 Ländern zum jährlichen Branchentreffen nach Malta gereist. Da fast sämtliche Vorträge und Webinare via Zoom übertragen wurden und die individuellen Meetings auch virtuell arrangiert werden konnten, kamen die mehr als 80 angemeldeten Online Besucher ebenfalls auf ihre Kosten. Sie alle feierten ihr Wiedersehen und die Erholung der Branche. Nach drastischen Ausfällen beim internationalen Jugendaustausch in den letzten beiden Jahren war die Konferenz getragen von großem Optimismus. Der internationale Au-pair Verband IAPA hat durch die Coronakrise zwar Mitglieder verloren, konnte aber im Gegenzug auch neue gewinnen.
Au-pair des Jahres 2022
Ein Highlight ist immer die feierliche Verleihung des „IAPA Au Pair of the Year Award“. Eine fünfköpfige Jury hatte auch dieses Mal Dutzende von Bewerbungen begeisterter Gastfamilien gesichtet, die ihr Au-pair für die Auszeichnung nominierten. Gewinnerin ist Allisson Bernada Haro Zuniga aus Ecuador, die sich hingebungsvoll mit den Kleinkindern einer amerikanischen Familie beschäftigt und jeden Tag mit ihnen aufs Neue genießt. Allisson stammt aus einer frommen Familie, die weit entfernt von dem Wohlstand in den USA lebt. Ihr Vater erklärte, wie sehr es ihn für seine Tochter freut, dass sie eine neue Kultur und neue Traditionen kennenlernt und wie stolz er ist, dass sie seinem Land alle Ehre macht. Die junge Südamerikanerin musste wegen Corona zwei Jahre auf ihre Ausreise warten und hatte mit 27 fast das Höchstalter erreicht. Das Warten hat sich gelohnt, denn Allisson hat, wie sie sagt, durch den Aufenthalt erfahren, „wie viel mehr das Leben zu bieten hat.“
Gute Aussichten für Au-pairs in den USA
Auch wenn die Pandemie weltweit noch nicht überstanden ist, spürt man bei den jungen Menschen eine große Sehnsucht nach Auslandserfahrungen. In den USA gibt es einen bedeutsamen Wandel nach dem Regierungswechsel: Joe Biden und Antony Blinken hegen viele Sympathien für Austauschprogramme und wissen deren Wert im Hinblick auf die Völkerverständigung entsprechend zu schätzen. Für die Visumsbeantragung und die Inhalte des Au-pair-Programms sind Modernisierungen geplant. Die Erwartungen sind also hoch, wenn die coronabedingten Hindernisse einmal überwunden sind.
Australien und Neuseeland hielten ihre Grenzen zwei Jahre fast vollständig geschlossen. Nun hofft man in den begehrten Zielländern auf eine baldige Rückkehr zur präpandemischen Situation. Das Interesse der Gastfamilien hält jedenfalls unvermindert an.
Brexit und Corona folgenreich für alte und neue Au-pair-Ziele
Die vergleichsweise junge Au-pair-Destination China fällt bis auf weiteres vollständig aus. Nicht nur für deutsche Staatsangehörige gilt eine Einreisesperre, die der Covid-Kontrolle dient. Michael Xie, der bis jetzt zum Board der International Au Pair Association (IAPA) gehörte, hält eine Aufhebung der chinesischen Isolation in 2022 für unwahrscheinlich.
Leider gibt es auch keine Hoffnung für Großbritannien, wohin durch den Brexit keine EU-Au-pairs mehr kommen dürfen. Würden sie mit einem Touristenvisum einreisen, wäre das illegal. Trotz intensiver Lobbyarbeit und einer großen Petition konnte bisher keine Wiederbelebung des ältesten Au-pair-Programms erreicht werden. So gilt es neue Austauschziele für junge Menschen zu entwickeln, was auch immer wieder gelingt, z.B. mit Japan und Südafrika.
Die nächste WETM-IAC findet vom 18.-20. März 2023 in Athen statt.